Unterricht

Unterricht vorbereiten: vom „Ref“ in den Alltag

Spätestens im Referendariat, landläufig „Ref“ genannt, lernt der neue, hochmotivierte Lehrer, wie er sich ordentlich und strukturiert auf den Unterricht vorbereiten kann und soll. Am besten geht das mit einem sogenannten „Verlaufsplan“, der für jede einzelne Unterrichtsstunde angelegt werden soll. Besonders akribisch muss man diesen Plan bei den gefürchteten Lehrproben ausarbeiten. Doch wie sieht das in den Folgejahren aus?

Im Ref hat man in der Regel ein geringeres Deputat, nehmen wir als Beispiel 12 Unterrichtsstunden pro Woche. Das klingt nicht viel, doch die Vorbereitung einer Doppelstunde kann durchaus mehrere Zeitstunden in Anspruch nehmen. Der Verlaufsplan mag zunächst nerven, doch er ist tatsächlich hilfreich, da er eine Struktur bietet, an der man sich im Unterricht orientieren kann. Das ist vergleichbar mit einem Kochrezept: Wer noch nie gekocht hat, der ist froh, wenn er etwas hat, woran er sich halten kann. Wer routiniert kocht, nutzt das Rezept eher als Inspiration und hält sich vielleicht nicht detailgetreu an jedes Gramm oder jede Zutat.

Im Verlaufsplan wird jeder Schritt der Stunde genau geplant und vermerkt: Was sage ich? In welcher Sozialform: Frontalunterricht? Sitzen die Schüler in Gruppen? Partnerarbeit? Und welche Methode nutze ich? Fishbowl-Diskussion? Placemat? Lerntheke? Wie viel Zeit plane ich dafür ein? Brauche ich dafür spezielles Material, wie z.B. Kopien, Folien, Plakate? Es gibt unzählige Faktoren, die in die Vorüberlegungen einer Stunde fließen. Zu Beginn ist es unerlässlich, das alles zu notieren, damit man nicht vergisst, was man sagen/machen wollte.

Die Zeit nach dem Ref: Vorbereitung im Alltag

Nach dem Ref erstellte ich etwas flexiblere Verlaufspläne, aber immer noch für jede Stunde. Ein Beispiel für eine Englisch-Doppelstunde ist links im Bild zu sehen. Allerdings wollte ich irgendwann nicht mehr jede Stunde ein Blatt Papier ausdrucken müssen. Zwar konnte ich das abheften und später wieder verwenden, doch ich hätte am Ende ja einen Berg an Zetteln gehabt – für jede Klasse, in jedem Fach. Außerdem merkte ich, dass ich im Laufe des ersten Post-Ref-Jahres kaum noch auf meinen Plan schaute. Ich wusste schon, was ich vorhatte. Besonders deutlich wird das in Parallelklassen. Zwar läuft es nicht immer genau parallel, aber die Inhalte sind in der Regel mehr oder weniger gleich. Um also die Berge an Plänen etwas zu reduzieren, ohne aber die Inhalte zu verlieren, habe ich mir ein neues System überlegt, das man rechts im Bild sieht.

vorbereitung
Verlaufsplan und verkürzter Plan für eine Englischstunde.

Zwar ist jetzt die Struktur nicht mehr auf den ersten Blick erkennbar, doch die Inhalte sind noch alle vorhanden. Schriftformatierungen helfen beim Überblick: blaue Schrift bedeutet, dass ich das entsprechende Arbeitsblatt (AB) benötige. Rot sind Medien, die ich benutze, in diesem Beispiel der Hörtext des Schulbuches. Das kann aber auch eine PowerPoint-Präsentation oder ein Videoclip sein. Kursiv geschrieben sind die Schritte bzw. Methoden.

Da auf diese Art der Plan viel kürzer ist, kann ich nun auch mehr in einer Datei speichern. Ich gliedere auch nicht nach Stunden, sondern nach Themen/Texten. In Englisch bekommt jeder Text einen stichpunktartigen Plan, zusammengefasst sind diese dann in einer Datei zu einem Themenfeld. Das obige Beispiel entstammt der Einheit „Equality and Civil Rights Movement“ , welche die Situation der Muslime in Großbritannien sowie die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen in den USA thematisiert. Man könnte es auch „Minorities“ , „Immigration“ o.ä. nennen. In GGK sind die Themen übersichtlicher, da habe ich z.B. eine Datei namens „Nationalsozialismus“ und speichere dort die einzelnen Themenbereiche wie „Machtübernahme“ , „NS-Ideologie“ , „Außenpolitik“ etc. ab.

Falls ich nach einer Weile nicht mehr zufrieden mit meinem Plan bin, kann ich schnell und einfach die Reihenfolge oder einzelne Punkte ändern. Das ist bei einer Tabelle etwas umständlicher. Außerdem kann ich so den Stoff eines kompletten Schuljahres einer Klasse auf höchstens zwei bis drei Seiten zusammenfassen.

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